Normaldruckhydrocephalus

Einen Hydrocephalus hat man früher in der Umgangssprache als „Wasserkopf“ bezeichnet. Das ist zwar grundsätzlich richtig, jedoch hat jeder Mensch „Wasser“ im Kopf. Das „Nervenwasser“ oder auch Liquor wird in Kammern im Gehirn produziert und gespeichert. Da es täglich nachproduziert wird, muß eine gewisse Menge Nervenwasser wieder aus dem Kopf abfließen. Bei manchen Erkrankungen kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen der Menge Nervenwasser die produziert wird und der Menge die abfließt. Es kommt zu einem Aufstau in den Gehirnkammern, die sich ähnlich einem Luftballon aufdehnen und auf das Gehirn drücken. Beim Krankheitsbild des Normaldruckhydrocephalus ist dieser Vorgang noch nicht so massiv, das der Druck im Kopf deutlich ansteigen würde. Dennoch reicht es aus um die Funktion des Gehirnes zu stören, was zu typischen Beschwerden führt. Hierzu gehören:

  • Eine Verschlechterung des Laufens (Gangverschlechterung) mit kleinen Schritten und am Boden haftenden Füßen, manchmal aber auch nur eine Unsicherheit beim Laufen.
  • Eine Dranginkontinenz, d.h. Schwierigkeiten die Toilette noch rechtzeitig zu erreichen, bzw. eine fehlende Kontrolle über den Urinabgang.
  • Störungen der Gedächnisleistung (Demenz), insbesondere des Kurzzeitgedächnisses.

Zur primären Diagnostik gehören die Computertomographie oder die Kernspintomographie, welche in der Regel ambulant durchgeführt werden. Wir nehmen die Patientin im Rahmen der weiteren Abklärung stationär auf und es erfolgt eine ausführliche Testung der Gedächtnisleistung sowie verschiedene Tests zur Objektivierung der Gangstörung. Anschließend erfolgt die Entnahme von Nervenwasser (Liquor) über eine Punktion am Rücken in örtlicher Betäubung (Lumbalpunktion). Dies ist eine relativ harmlose Maßnahme, die nur mit geringen Risiken verbunden ist und gut toleriert wird. Anschließend wird ein bis zwei Tage der Verlauf beobachtet, wobei täglich die o.g. Testung der Gedächtnisleistung und des Laufens wiederholt wird. Zeigt sich hierunter eine deutliche Besserung der vorbestehenden Beschwerden, so besteht die Möglichkeit einer operativen Therapie zum dauerhaften Erhalt der verbesserten Gangfähigkeit. Die Besserung der Beschwerden nach der Punktion bleibt meist nur vorübergehend bestehen, da das Nervenwasser im Kopf täglich nachproduziert wird.
Die Therapie der Wahl nach erfolgreicher Lumbalpunktion ist dann eine Shunt – Operation. Hierbei wird ein schmaler Schlauch unter der Haut verlegt, der die Hirnkammern mit dem Bauchraum verbindet. Das Nervenwasser läuft dann in die Bauchhöhle ab und wird dort von den Bauchorganen wieder aufgenommen. Damit nicht zuviel Nervenwasser abläuft, wird ein Ventil eingebracht, welches unter der Kopfhaut zu Liegen kommt und welches sich erst ab einem gewissen Druck öffnet. Dieses Ventil (z.B. Pro GAV® Ventil) kann im weiteren Verlauf von außen durch die Kopfhaut eingestellt und auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst werden.



Schematische Darstellung eines Shuntes bei Hydrocephalus: Von der Hirnkammer führt ein dünner Schlauch unter der Haut zu einem zwischengeschalteten Ventil und von dort weiter in den Bauchraum